Unbewusste Intransparenz

Wenn Führungskräfte mit Intransparenz ungewollt Mauern errichten

Transparenz ist eine der wichtigsten Säulen guter Führung. Sie schafft Vertrauen, verhindert Gerüchte und fördert eine gesunde Unternehmenskultur. Doch selbst wohlmeinende Führungskräfte laufen Gefahr, unbewusst intransparente Strukturen zu schaffen. Sie merken oft gar nicht, dass sie ihren Mitarbeitenden Informationen vorenthalten oder Barrieren aufbauen, die der offenen Kommunikation entgegenstehen.

Die unterschätzte Distanz – Wenn der Chef zum Phantom wird

Eine häufige Ursache für unbewusste Intransparenz ist die schleichende Distanz zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Wer als Führungskraft vor allem in strategischen Meetings sitzt, sich in Projekten verliert oder ständig mit höheren Ebenen der Organisation beschäftigt ist, verliert leicht den direkten Kontakt zur Belegschaft. Das hat zwei gefährliche Konsequenzen:

  1. Die Mitarbeiter wissen nicht, womit sich ihre Führungskraft beschäftigt. Das erzeugt Unsicherheit und Raum für Spekulationen. “Was macht unser Chef eigentlich den ganzen Tag?” oder “Warum werden wir über wichtige Entwicklungen nicht informiert?” sind typische Fragen, die in der Gerüchteküche brodeln.
  2. Die Führungskraft verliert das Gespür für die Stimmung im Team. Ohne regelmäßigen Austausch erfährt sie nicht, wo der Schuh drückt oder welche Herausforderungen bestehen.

Die Lösung: Regelmäßige Meetings mit den direkten Mitarbeitenden sind essenziell, ebenso offene Dialogformate mit größeren Gruppen. Wer sichtbar und ansprechbar ist, fördert das Vertrauen und minimiert Unsicherheiten.

Maulkörbe von oben – Die gefährliche Versuchung des Schweigens

Führungskräfte stehen oft vor dem Dilemma, bestimmte Themen nicht offen ansprechen zu dürfen. Sei es eine anstehende Reorganisation, finanzielle Herausforderungen oder strategische Neuausrichtungen – von der oberen Führungsebene gibt es häufig klare Kommunikationsrichtlinien oder gar Maulkorb-Anweisungen. Doch das vollständige Schweigen über wichtige Themen führt dazu, dass Mitarbeitende sich ausgeschlossen und übergangen fühlen.

Hier hilft eine transparente Kommunikation darüber, was gesagt werden kann – und was nicht. Es geht nicht darum, Vertraulichkeiten zu brechen, sondern darum, das Team nicht im Dunkeln zu lassen. Beispielsweise kann eine Führungskraft offen kommunizieren: “Ich weiß, dass viele von euch sich fragen, was in Bezug auf XYZ passiert. Leider kann ich dazu aktuell noch keine Details nennen, aber ich halte euch auf dem Laufenden, sobald es möglich ist.”

Zuhören statt nur abfragen – Die Kunst des offenen Dialogs

Ein weiteres Muster unbewusster Intransparenz entsteht, wenn Führungskräfte Informationen nur abfragen, aber selbst wenig preisgeben. Wer ausschließlich auf Berichte, KPIs und Statusupdates setzt, ohne von sich aus über die Unternehmenslage oder eigene Einschätzungen zu sprechen, schafft eine einseitige Kommunikation. Die Mitarbeitenden fühlen sich dann eher wie Informationslieferanten als echte Beteiligte.

Gute Führung bedeutet jedoch, den eigenen Blickwinkel zu teilen und gleichzeitig aktiv zuzuhören. Ein ehrlicher Austausch, in dem auch Unsicherheiten oder offene Fragen thematisiert werden, zeigt Mitarbeitenden, dass sie ernst genommen werden.

Weitere unsichtbare Barrieren der Intransparenz

Neben den oben genannten Beispielen gibt es weitere, oft übersehene Ursachen für unbewusste Intransparenz:

Fazit: Transparenz ist eine bewusste Entscheidung

Unbewusste Intransparenz entsteht oft nicht aus böser Absicht, sondern aus Gewohnheit oder situativen Zwängen. Doch Führungskräfte haben es in der Hand, für mehr Klarheit zu sorgen. Wer sichtbar bleibt, offen kommuniziert, sich nicht hinter Vorgaben versteckt und zuhört, anstatt nur Informationen einzufordern, stärkt das Vertrauen und die Zusammenarbeit im Team.

Es lohnt sich also, regelmäßig zu reflektieren: Wie viel von meiner Arbeit und meinen Entscheidungen ist für mein Team tatsächlich nachvollziehbar? Denn nur wer sich dieser Frage bewusst stellt, kann unbewusste Intransparenz aktiv vermeiden.

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